Auf der Suche nach dem Nordlicht!
Lange haben wir davon geträumt. Immer wieder haben wir es verschoben, mal hatten wir nicht das richtige WoMo, mal hatten wir nicht den Mut. Im Februar 2019 war es dann so weit. Freunde von uns mit Wintererfahrung in Skandinavien wollen ans Nordkap, da haben wir uns dann wie man sagt drauf gehängt.
Es gibt einen "guten" Plan aber wir ahnen schon, dass es viele Unwägbarkeiten gibt und wir ggf. flexibel agieren müssen.
In Travemünde geht es auf die Fähre nach Helsinki. Erste Überraschung rückwärts einparken auf dem Busdeck und das zu einer Zeit wo man normalerweise im Bett liegt. Der Rest der Seereise ist wie üblich etwas langweilig nur unterbrochen von Essen und wieder Essen.
Helsinki empfängt uns mit Schneeregen. Der Plan ist an den ersten beiden Tagen Kilometer zu machen, möglichst schnell über den Polarkreis in den Bereich der Nordlichter zu kommen. Das erste Ziel ist Kuopio. Hier sind die Strassen schon von Schnee bedeckt und wir lernen unsere erste Lektion:
"Wenn man übernachten will sollte man vorher anrufen".
Obwohl in unseren Führern der Campingplatz als ganzjährig geöffnet eingetragen ist, war um 16:00 die Rezeption geschlossen. Leider waren auch alle Service Einrichtungen verschlossen. Wir blieben dann über Nacht auf dem Parkplatz. Am nächsten Morgen haben wir uns trotzdem bei der Rezeption gemeldet fairerweise mussten wir für die Übernachtung nicht zahlen. Weiter geht es jetzt auf winterlichen Strassen nach Kuusamo.
Hier übernachten wir am Campingplatz Hotel / Cafe Kuusamo Portii. Der Campingplatz ist nicht geräumt, aber wir dürfen vor dem Gebäude stehen. Bekommen Strom und können die Toilette auch zum Entsorgen nutzen. Wir sind die einzigen Gäste. Dieses Erlebnis werden wir noch öfter haben. Die sehr nette Besitzerin kocht uns noch ein Rentier Haschee. Bei der Lagebesprechung wird Luosto als nächstes Ziel festgelegt.
In Kuusamo kaufen wir im Supermarkt Vorräte. An der Fischtheke lacht uns ein frisches Stück Lachs an, es sollte sich gut auf dem Grill machen. Auch die Fahrzeuge bekommen Diesel.
Die Fahrt nach Luosto ist problemlos, wenn man sich erst mal an den Schneebelag auf der Strasse gewöhnt hat. Die Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt wie wir es erwartet hatten erheblich.
Luosto ist ein Wintersportport. Hier gibt es Lifte, Loipen und die Möglichkeit Motorschlitten zu fahren. Ausserdem kann man die Amethistmine besichtigen oder im dazugehörenden Laden Schmuck einkaufen.
Den Campingplatz haben wir in keinem Führer gefunden nur auf der Tourist Seite von Luosto fanden wir einen Hinweis. Man muss sich beim Luostotunturi Lappland Hotel anmelden.
Abends grillen wir den Lachs und beschliessen noch eine Nacht zu bleiben. Leider schlägt das Wetter um und unser Plan mal in die Loipe zu gehen wird durch Wind und Schneefall gestoppt. Wir machen einen Faulenzer Tag mit einer Tour durch die wenigen Geschäfte mit Souvenirs aller Art. Zum Abschluss gönnen wir uns ein Rentier-Dinner im Hotel.
Wieder auf der Piste geht es nach Ivalo. Bei Sonnenschein verlassen wir Luosto unterwegs gibt es dann Schneefall.
Nachdem die Sonne spätnachmittags wieder scheint machen wir einen Spaziergang entlang des Ivalo Rivers. Zum Campingplatz hüllen wir uns lieber in Schweigen. In der Nacht fällt gut 20 cm Schnee. Es geht auf einer weitgehend
umgeräumten E 75 nur noch mit max 60 km/h voran. Die kleinen Reifen unseres Mobils kommen an ihre Grenzen.
Nach dem Abzweig auf die 92 Richtung Karasjok wird es noch enger und es ist heftig Schnee auf der Strasse.
Während unsere Freunde die Grenze zu Norwegen locker passieren steht uns das erste Abenteuer bevor. Wir müssen laut norwegischem Gesetz unseren Hund an der Grenze amtlich vorstellen. Also mache ich mit Hund und Hundepass auf in das Zollhäuschen in Karasgami. Der Zöllner blättert etwas im Hundepass murmelt OK. Ob ich irgendeine Bestätigung bekomme wird mit dem Hinweis ich solle gehen beantwortet. Also alle Aufregung umsonst, aber es bleibt das flaue Gefühl, dass man den Besuch auf der Zollstelle nicht beweisen kann.
Unsere Freunde treffen wir am ersten Parkplatz hinter der Grenze wieder und es geht über eine steile Abfahrt nach Karasjok. Auch zum Campingplatz "Karasjok Camping AS" geht es über eine steile Abfahrt. Ob wir da morgen wieder rauf kommen? Der Platz ist ganz nett schöner Blick auf die Stadt mit der Brücke. Hier kann man auch Motorschlitten Touren buchen. Toiletten und Duschen sind OK. Entsorgung wieder in der Toilette.
Die Lagebesprechung für die nächsten Tage ergibt unsere Wege werden sich kurzzeitig trennen. Unsere Allrad bestückte Freunde werden zum Nordkap fahren und wir nehmen den direkten Weg nach Alta und werden da auf sie warten. Wir wollten schon in die Betten kriechen als plötzlich Nordlicht zu sehen ist. Aber bis wir in den Klamotten sind und den Foto in der Hand haben ist der Spuk schon wieder vorbei. Aber für 2-3 Bilder aus der Hand hat es gereicht.
Trotz etwas Neuschnee in der Nacht schaffen wir die Steigung und verlassen den Platz auf der 92 Richtung 93 und dann Richtung Alta.
Das Wetter meint es gut mit uns die Sonne scheint. Die Strassen sind wie üblich. Plötzlich mehrere Schilder mit Hinweis Ketten auflegen für Fahrzeuge über 3,5 t. Von 3 Schildern sind 2 umgeklappt das Dritte ist lesbar. Was tun? Wir fahren mit schlechtem Gewissen weiter. Die 8 % Steigung ist kein Problem. Wir kommen auf ein Hochfjell die Strasse ist stark verweht. Aber da kaum ein Fahrzeug entgegen kommt können wir die Verwehungen umfahren.
Landschaftlich ist die Strecke super schön, dank der Sonne haben wir viele Fotostopps eingelegt. Dadurch sinkt natürlich die Reisegeschwindigkeit aber wir sind ja gerade wegen der schönen Momente hier. Auf der 93 geht es kurz vor Alta durch eine Schlucht mit vollkommen in Eis eingehüllte Felsen. Leider gibt es keine Möglichkeit zu halten.
Alta Strand Camping ist schnell gefunden. Wir stehen auf einem Fahrweg direkt vor dem Service Gebäude. Es ist alles vorhanden und macht einen gepflegten Eindruck. Hier werden wir auf die Rückkehr unserer Freunde vom Nordkap warten.
Trotz einsetzendem Starkschneefalls machen wir uns am späten Nachmittag auf nach Alta. Wenn schon kein Nordlicht, so wollen wir doch die Nordlichtkathedrale sehen. Da es Sonntag ist, finden wir einen Parkplatz direkt an der Kathedrale. Schon von aussen ist es ein beeindruckender Anblick in der Dämmerung. Wir stapfen durch mittlerweile gut 15 cm Neuschnee zum Eingang. Der Eintritt kostet 50 NOK aber es lohnt sich.
Die Strassen sind mittlerweile tief verschneit, so sind wir froh wieder auf den Campingplatz zu kommen und das WoMo wieder sicher vor dem Service-Haus zu parken.
Wir sind mal wieder die einzigen Gäste.
Am nächsten Morgen fahren wir nochmal nach Alta zum einkaufen. Dank der Hinweise des netten Herrn an der Rezeption finden wir den extra für Wohnmobile eingerichteten Parkplatz sofort. Auf dem zentralen Parkplatz
gibt es einen Streifen für Wohnmobile. (1 Stunde 20 NOK). Da alle Geschäfte direkt um den Parkplatz liegen sind wir schnell fertig. Auf dem Rückweg können wir unserem WoMo noch etwas von dem teuren Diesel. Zurück auf dem Platz machen wir den Basis Service am WoMo. Wie schon üblich müssen wir das Trinkwasser mit dem Kanister nachfüllen. Immerhin gibt es eine funktionierende Entsorgung für Toilette und Grauwasser m Freien,
aber auch das Grauwasser muss erst in den Eimer und dann über die Brüstung in den Trog.
Abends kommen unsere Freunde von Ihrer Nordkap-Exkursion zurück und sind begeistert. Leider auch am Nordkap kein Nordlicht. Die Auswertung von diversen Wetter Apps und Nordlichtvorhersagen zeigt im Norden in den nächsten 4 - 5 Tagen keine Chancen auf Nordlicht. Es soll stark bewölkt bleiben. Chancen soll es weiter südlich in ca. 2 Tagen geben. Wir beschliessen 500 km nach Süden in die Nähe von Narvik zu fahren. 2 Tage planen wir dafür ein. Die Fahrt beginnt bei leichtem Schneefall und alles ist grau in grau. Da macht das fahren nicht so richtig Spass. Die Fahrbahnränder sind schwer zu erkennen. Es wird dann auch noch dunkel bevor wir unser Etappenziel Hatteng an der E 6 erreichen. Ein offizieller Stellplatz an der 94. Kurz nach uns kommt noch ein WoMo. Toilette und Entsorgung sind vorhanden.
Wir gehen mehrfach nach draussen und wollen das Nordlicht erzwingen. Aber der Himmel bleibt grau.
Das Wetter hat total gedreht am nächsten Morgen Sonne pur. Norwegen zeigt sich von seiner schönen Seite, Schnee, Berge, Fjorde und Sonne. Es gibt mal wieder viele Fotostopps.
Wir fahren noch ein Stück südlich von Narvik zu Ballangen Camping. Der Platz liegt direkt am Wasser, das sollte gute Motive geben wenn es mit dem Nordlicht klappt. Trotz vorherigem Anruf ist niemand da. Ein erneuter Anruf ergibt wir sollen uns irgendwo hinstellen wo geräumt ist. Geräumt sind eigentlich nur die Fahrwege.
Wie suchen eine Stelle an der wir niemand behindern. Es ist tatsächlich noch ein norwegisches WoMo auf dem Platz. Zu den Stromsäulen ist es natürlich nicht geräumt, aber da es geregnet hat ist der Schnee so vereist, dass man vorsichtig darüber "wandeln" kann. Wehe wenn man doch einbricht. Toiletten, Dusche und Spülküche sind vorhanden.
Die Vorhersagen hatten recht gegen 22:00 Uhr beginnt das Schauspiel am Himmel.
Gegen 24:00 lässt die Intensität nach und wir kriechen ausgefroren in die warmen WoMos. Zum Frühstück besucht eine Elchkuh den Platz und schreitet nur wenige Meter an unseren Fahrzeugen vorbei.
Das Wetter verheisst nichts Gutes, von Westen droht eine Warmfront mit Regen. Wir haben nicht den Mut zu testen was passiert wenn es auf die verschneiten Strassen regnet. So beschliessen wir nach Osten auszuweichen.
Es geht zurück nach Narvik und dann nach Schweden in den Abisco Nationalpark. Hier hat es heftig geschneit. An den Strassenrändern liegen Berge von Schnee. Eine Zeitlang fahren wir hinter zwei Schneefräsen her.
Bei Björkliden gibt es einen Campingplatz der zu dem dortigen Fjell Hotel gehört. Es ist ziemlich Betrieb da es Skilifte und alle Winteraktivitäten gibt. Das Fjell Hotel ist natürlich ganz oben, faul wie wir sind fahren wir hinauf zum Anmelden. Auf dem relativ kleinen Parkplatz sorgen unsere WoMos zusätzlich für etwas Chaos.
Zum Campingplatz geht es dann wieder nach unten. Es stehen viele unbenutzte Dauercamper auf dem Platz. Trotz Platzplan sind wir ziemlich unsicher ob wir auf den richtigen Plätzen stehen.
Duschen, Toiletten, Spülküche und ein Aufenthaltsraum sind in einem Service Gebäude. Die Entleerung ist in einer "Nachttoilette" hinter dem Gebäude.
Unsere Polarlicht App sagt für die kommende Nacht nochmal gute Chancen auf Nordlichter vorher.
Auch diesmal ist die Vorhersage zu treffend. Das Licht ist noch intensiver und wir sehen es wirklich "tanzen".
Wieder bleiben wir bei -21°C bis 24:00 Uhr draussen und sind begeistert.
Die Warmfront kommt tatsächlich und wir weichen weiter nach Osten aus. In Kiruna frischen wir die Lebensmittelvorräte auf und das WoMo bekommt Diesel.
Es beginnt zu regnen. Die Strassen bleiben beherrschbar aber die Scheibenwischer und die Frontscheibe vereisen sehr schnell. Immer wieder müssen wir zum "Enteisen" anhalten. Unser Tagesziel ist Pajalla an der finnischen Grenze. Bei Pajalla Camping haben wir uns angemeldet und tatsächlich werden wir erwartet. Ein belgisches Paar betreibt den Platz. Es sieht so aus als ob man die Stellfläche extra für uns geräumt hat. Sie sind sehr nett und helfen uns noch Wasser zu füllen. Wieder füllen wir mit Kanistern. Wie üblich sind wir die einzigen WoMos, aber von den Hütten sind noch welche belegt. Das Wetter wechselt mal wieder über Nacht der Morgen bringt wieder strahlenden Sonnenschein die Temperatur ist aber über + 5 °C.
Wir bleiben auf Ostkurs zurück nach Luosto wo wir schon auf der Hinfahrt gestanden hatten. Leider hat auch hier das winterliche Flair gelitten. Der Schnee ist von den Bäumen geschmolzen und es ist + 4°C warm. Abends gehen wir im Restaurant im Ort essen. Wir gönnen uns nochmal Rentier. Auch hier ist das Essen auf gehobenen Niveau sehr gut. Wir hängen noch einen Tag an und gehen für eine kurze Tour auf die Loipe. Leider gibt es an dieser Stelle keinen Rundkurs so müssen wir den gleichen Weg auch zurück. Trotzdem ein Tag fast wie Urlaub.
Dann geht es weiter zurück nach Kuusamo. In Kuusamo gibt es im Winter weder einen Stellplatz noch einen Campingplatz wie wir auf Nachfrage in der Tourist-Info erfahren. Also fahren wir wieder nach Kuusamo Porti zum Hotel das wir schon von der Hinfahrt kennen. Es gibt wieder ein gutes Essen alles andere kennen wir ja schon.
Interessant sind Bilder die auf Weinblätter gemalt sind und die man hier kaufen kann. Wir nehmen einen Wolf auf Weinblatt als Souvenir mit.
Wir überqueren den Polarkreis und Folgen der Via Karelia bis nach Juuka.
Die Strassen sind jetzt durch die Wärme und den Sand extrem schmutzig, entsprechend bekommen unsere Fahrzeuge eine neue Farbe.
Der Camping Koli Freetime liegt nett an einem See mit Loipen Anschluss. Es gibt Sauna, Dusche, Toilette eine Küche. Entsorgung wie schon gewohnt über Toilette. Die Betreiber sind sehr nett und geben bereitwillig Hinweise zu Loipen und Wanderwegen.
Den Rest des Tages machen wir grossen Fahrzeug Service. Insbesondere Wasser für die Scheibenwaschanlage muss nachgefüllt werden.
Wir hängen noch einen Tag Urlaub an und gehen nochmal in die Loipe. Die endet leider in einer dicken Reifenspur. So müssen wir dann auch hier umkehren und den gleichen Weg zurück nehmen.
Abends gibt es noch eine Spezialität vom Grill. Wir hatten unterwegs Hackfleisch vom Elch gekauft und diese dann gegrillt und mit Burger Brötchen gegessen. Sehr lecker.
Es ist unser letzter gemeinsamer Abend vor der Fähre.
Auf dem Rückweg in Hamina wollen wir noch einen Freund besuchen.
Die Fahrt nach Hamina ist dann wieder trüb und regnerisch und auch sehr windig.
Leider geht der Urlaub dann auch schon wieder zu Ende. Wir treffen uns mit unseren Allrad Freunden an der Fähre wieder und geniessen die Rückfahrt.
Eines ist sicher trotz allen nicht planbaren Unwägbarkeiten wir werden es wieder tun, das Nordlicht ist tief beeindruckend und wir wollen es wieder sehen.
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